Nur eine Frage der Disziplin?

Warum Abnehmen so schwerfällt

(akz-o) Wer übergewichtig ist, ist faul und undiszipliniert – Ein typischer Vorwurf, wenn es mit dem Abnehmen nicht klappt. Dabei ist mangelnde Motivation nur eines von vielen Hindernissen, die einem dauerhaften Gewichtsverlust im Weg stehen können. Von Natur aus verfügt unser Körper über Mechanismen, die das Abnehmen erschweren.

Auch wenn anfangs die Kilos schnell purzeln: Ist er dauerhaft auf Diät, schaltet der Körper auf Sparflamme, das Gewicht stagniert. Ebenso spielt die Psyche eine Rolle: Essen wir, weil wir hungrig sind, werden wir nicht nur satt. Zusätzlich werden Glückshormone ausgeschüttet, vor allem bei fett- und zuckerreicher Nahrung. Wir fühlen uns nach dem Essen zufriedener. „Diese Vorgänge im zentralen Nervensystem führen dazu, dass wir dem Verlangen nach Essen immer wieder nachgeben“, erklärt Prof. Dr. Matthias Blüher, Leiter der Adipositas-Ambulanz für Erwachsene am Universitätsklinikum Leipzig und Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG). Deshalb ist es zu einfach, übergewichtigen Menschen mangelnde Disziplin vorzuwerfen.

Kampf gegen die Kilos

Die DAG definiert Adipositas als chronische Krankheit. Als Richtwert für Normal- und Übergewicht dient der sogenannte Body-Mass-Index (BMI). Er gibt das Gewicht pro Quadratmeter Körperfläche an. Ein BMI von über 25 bedeutet Übergewicht, ab einem BMI von 30 liegt Adipositas, also krankhafte Fettleibigkeit vor. Zur Gewichtsabnahme empfiehlt die DAG zunächst eine sogenannte Basistherapie: Ernährungsumstellung, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Hat der Patient auch nach mehreren Monaten kaum Gewicht verloren, steigt das Risiko, aus Frust in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Dann können nach ärztlicher Absprache zusätzlich Medikamente eingenommen werden, die das Durchhalten der Basistherapie erleichtern. Zur Auswahl stehen u.a. fettbindende Mittel, die die Kalorienzufuhr verringern oder Medikamente, die das Hungergefühl mindern. „Wichtig ist, dass ein Kombipräparat verschrieben wird, das nicht nur das Hunger-, sondern auch das Glücksgefühl beeinflusst,“ erläutert Blüher. Diese beiden Komponenten seien wichtig, um das Verlangen nach Essen einzudämmen. Infrage kommt zum Beispiel eine Kombination der Wirkstoffe Naltrexon und Bupropion. Gemeinsam mit dem Haus- oder Facharzt können Betroffene entscheiden, welche Therapieunterstützung für sie infrage kommt. Denn starkes Übergewicht ist nicht nur ein kosmetisches Problem. Es erhöht auch das Risiko für Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes.

Quelle: AkZ Presse,
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