LESERFRAGEN Ratgeberaktion \"Diabetes\" am 07.09.2017

Die meistgestellten Leserfragen am Expertentelefon \"Wenn der Diabetes Augen, Nerven, Nieren und Herz angreift\" am 07.09.2017

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Meine Eltern sind beide Typ-2 Diabetiker und nun befürchte ich, auch daran zu erkranken. Wie kann ich vorbeugen?

  • Dr. Alin Stirban, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie, Sana Klinikum und MVZ Sana Arztpraxen Remscheid: Ein gesunder Lebensstil ist von größter Bedeutung. Achten Sie auf Ihr Gewicht, auf eine gesunde Ernährung und ausreichende körperliche Betätigung.

Seit einigen Jahren leide ich unter einer diabetischen Neuropathie mit Kribbeln in den Füßen. Ich habe jetzt gehört, dass auch ein Mangel an Vitamin B1 etwas damit zu tun hat. Stimmt das?

  • Dr. Alin Stirban: Das stimmt, bei vielen Patienten mit Diabetes mellitus wird ein Vitamin B1-Mangel festgestellt. Ihr Hausarzt kann den Vitamin B1-Gehalt im Blut untersuchen, allerdings sind nicht alle Methoden gleich empfehlenswert. Sie können auch probeweise nach Rücksprache mit Ihrem Arzt ein Präparat zum Ausgleich des Mangels einnehmen.

Schon bei der Diagnose meines Diabetes hat man eine Neuropathie in meinen Füßen festgestellt. Bedeutet diese frühe Nervenschädigung, dass ich generell sehr anfällig für Folgeerkrankungen bin?

  • Dr. Alin Stirban: Das kann durchaus der Fall sein, deshalb ist es sehr wichtig, dass Sie sich regelmäßig auch auf mögliche Augen- oder Nierenkomplikationen untersuchen lassen.

Mein Hausarzt hat festgestellt, dass ich Eiweiß im Urin habe und meine Niere durch den Diabetes geschädigt sein könnte. Mein Blutzucker war aber in letzter Zeit immer recht gut eingestellt. Was kann ich noch dagegen tun?

  • Dr. Alin Stirban: Sie sollten zusätzlich unbedingt auf eine gute Einstellung des Blutdrucks achten. Am besten lassen Sie sich zu einem Nierenspezialisten überweisen.

Kann ich durch eine Umstellung meiner Ernährung Folgeerkrankungen des Diabetes vorbeugen?

  • Dr. Helga Zeller-Stefan, Fachärztin für Innere Medizin, Ernährungsmedizin und Diabetologin mit Diabetes-Praxis in Essen: Durch eine bewusste und abwechslungsreiche Ernährung können Sie eine bessere Einstellung Ihres Diabetes erzielen – und das ist wiederum eine wichtige Voraussetzung, um Folgeerkrankungen an Augen, Nieren und Nerven vorzubeugen. Was bei der Ernährung zu beachten ist, erfahren Sie bei Diabetes-Schulungen, die in Arztpraxen angeboten werden.

Ich habe gerade die Diagnose Diabetes gestellt bekommen. Ist es möglich, diese Krankheit zu heilen?

  • Dr. Helga Zeller-Stefan: Wenn eine Diabetes frühzeitig diagnostiziert wird, kann man durch eine Umstellung des Lebensstils viel erreichen: Durch eine bewusste Ernährung und regelmäßige Bewegung kann man erhöhte Blutzuckerwerte deutlich senken – nahezu bis in den Normbereich. Dennoch sollte man weiterhin regelmäßige Kontrolltermine beim Arzt wahrnehmen.

Als Diabetiker stehe ich oft verunsichert vor den Supermarktregalen. Soll ich Produkte kaufen, die zuckerfrei sind? Was empfehlen Sie mir?

  • Dr. Helga Zeller-Stefan: Zuckerfreie Produkte sind nicht zwingend erforderlich, wenn Sie sich bewusst ernähren und darauf achten, dass Sie nicht zu viel zuckerreiche Lebensmittel zu sich nehmen.

Mein Mann ist seit einigen Jahren Diabetiker, hat aber sein Leben nicht verändert und behauptet immer, er spüre nichts. Was kann ich tun? Ich habe Angst um seine Gesundheit.

  • Dr. Helga Zeller-Stefan: Tatsächlich verursacht ein hoher Blutzuckerspiegel anfangs meist keine Symptome, dennoch schadet er dem Körper. Wenn erste Beschwerden auftreten, ist die Erkrankung meist weit vorangeschritten und hat bereits Folgeschäden, zum Beispiel an den Nerven und an den Nieren, verursacht. Daher ist Vorbeugung so wichtig, auch wenn man nichts spürt. Ihr Mann sollte sich von seinem Arzt beraten lassen, was er tun kann.

Meine Mutter leidet unter einer Neuropathie und ihr wurde jetzt Benfotiamin empfohlen. Kann ihr das helfen?

  • Prof. Dr. Hilmar Stracke, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Medizinisches Versorgungszentrum am Evangelischen Krankenhaus Gießen: Ja, zusätzlich zu einer guten Stoffwechseleinstellung ist die Einnahme von Benfotiamin eine sinnvolle Maßnahme, um der Nervenschädigung ursächlich entgegenzuwirken. Benfotiamin ist eine Vorstufe vom Vitamin B1, die der Körper leichter aufnehmen kann als das normale Vitamin B1. Ein Mangel an Vitamin B1 tritt häufig infolge eines Diabetes auf und kann Neuropathien (Nervenschäden) verursachen oder verstärken. Mit Benfotiamin kann man diesen Mangel ausgleichen, was bei vielen Patienten auch zur Linderung von Neuropathiebeschwerden wie Kribbeln oder Schmerzen in den Füßen beiträgt.

Ich hatte einen Herzinfarkt, den ich gar nicht gespürt habe. Mein Arzt sagt, das komme bei Diabetes häufiger vor. Wie kann ich einem weiteren stummen Herzinfarkt vorbeugen?

  • Prof. Stracke: Leider ist ein stummer Herzinfarkt eine typische Komplikation bei Menschen mit Diabetes. Da der Diabetes unter anderem eine Neuropathie (Nervenschädigung) am Herzen verursachen kann, senden die geschädigten Nerven bei einem Infarkt keine warnenden Schmerzsignale mehr. Achten Sie weiterhin auf eine gute Blutzuckereinstellung und lassen Sie regelmäßig vom Arzt Ihr Herz untersuchen.

Meine Frau ist Diabetikerin. Sie klagt in letzter Zeit darüber, dass sie verschwommen sieht. Kann das an ihrem Diabetes liegen?

  • Prof. Stracke: Ja, das kann am Diabetes liegen. Wenn dieser schlecht eingestellt ist, können die Augenlinsen wie ein Schwamm aufquellen. Das führt dazu, dass man verschwommen sieht. Diese Situation kann sich normalisieren, wenn der Blutzucker wieder besser eingestellt ist. Eine dauerhaft schlechte Blutzuckereinstellung kann aber auch Schäden in der Netzhaut der Augen, der Retina, verursachen. Diese sogenannte diabetische Retinopathie ist im fortgeschrittenen Stadium nicht mehr umkehrbar. Daher sollte Ihre Frau sich regelmäßig beim Augenarzt untersuchen lassen.

Wie oft soll ich zum Arzt gehen und welche Kontrolluntersuchungen sind für mich als Diabetiker sinnvoll?

  • Prof. Stracke: Bei gut eingestelltem Diabetes raten wir zu halbjährlichen Kontrollen. Wenn bereits Folgeerkrankungen bestehen, sind vierteljährliche Kontrollen sinnvoll.
Quelle: djd deutsche journalisten dienste GmbH & Co. KG,,
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